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Hinter den Augen

Eine Frau unterzieht sich einer Untersuchung in einem Magnetresonanztomographen: Sie sieht verschwommen, ein möglicher Gehirntumor soll ausgeschlossen werden. In dieser knappen Stunde erzwungener Unbeweglichkeit auf sich selbst zurückgeworfen, schneiden ihre Gedanken analog zu den Aufnahmen des Gerätes quer durch ihr bisheriges Leben, legen Momente von Angst, Schuld und Liebe frei. Tom ist tot. Alma verheiratet. Steven im Fernsehen. Barto schläft sicher noch. Oder wartet er schon auf ihren Anruf? Vielleicht wäre er doch besser mitgekommen. Und ihr Vater? Wieso hat er diesen Satz fallen lassen, dass die Mutter ihn zurückgeholt habe? Was hat er damit gemeint?

In sich überlagernden Schnittbildern untersucht Ulrike Ulrich in gewohnt genauer und mit feiner Ironie durchsetzter Sprache die Fragen nach Verantwortung und Schuld, nach Vergebung und Sinnhaftigkeit. Ihr kluger, sensibel gewobener Text wächst und verzweigt sich durch die Labyrinthe menschlicher Beziehungen zu einem tomographischen Roman über die Möglichkeit zur Veränderung.

Eine solche sprachliche Intensität und wortwörtliche Wachheit hat Literatur selten zu bieten.
Christina Walker, Literarischer Monat

Ulrike Ulrich, Hinter den Augen, Roman / Luftschacht Verlag, Wien 2013, € 17,40 [D], € 17,90 [A], 128 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN (Print) 978-3-902844-16-3

Eine beachtliche literarische Leistung und ein außergewöhnlicher Text, dem viele Leserinnen und Leser zu wünschen sind.

– Thomas Geldner, Büchereien Wien

Wie Ulrich sich in die Prozesse menschlichen Denkens und Fühlens hineinversetzt und diese sprachlich wiedergibt, ist absolut erstaunlich.

– Anja Kümmel, Weserkurier

Dieser Roman ist ein fulminanter Monolog unter dem Druck der Angst. (...) «Hinter den Augen» lässt sich leise lesen, man muss sich einlassen auf Ulrichs Komposition, tut man dies, ist man gefangen im Kopf von Karoline, schwingt mit ihren Gedanken mit und hält am Ende ihr Leben, ihre Schuld, ihre Liebe in den Händen.

– Anna Ospelt, Aargauer Zeitung

Dass dieser durchaus ernste philosophische Monolog nicht zu einem Jammern gerät, liegt an Ulrike Ulrichs Sinn für Humor und Ironie (…) Das Thema ist ernst, es geht nicht zuletzt um die Angst vor Kontrollverlust, die das Hirn als Kommandozentrale und gleichzeitig als Sitz der Identität offenbart, aber Ulrich versteht diese Schwere stilistisch zu brechen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

– Elke Engelhardt, Fixpoetry

Der Titel wird zum Programm, nicht nur des Textes, sondern auch des Lesens: Mindestens ebenso relevant für die Rekonstruktion des Lebens der Erzählerin ist das, was hinter den Augen des Lesers geschieht, während er ja vorderhand nur Buchstaben vor Augen hat. So wirft Ulrike Ulrichs zweiter Roman auch die Frage auf, was denn letztlich aussagekräftiger ist: der Schnitt auf verschiedenen Ebenen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder der Versuch einer allumfassenden Narration.

– Lisa Hurter, entwürfe

Das Spannende ist nicht zuletzt das Erzählen, das immerzu vorangetrieben und zugleich gefährdet wird von Assoziationen. Dass dabei die Syntax gelegentlich ins Strudeln gerät und Sätze nicht zu Ende gehen, weil schon der nächste drängt, entfaltet einen eigenen Reiz. Die Summe ist ein dicht gewobener und sehr eindrücklicher Text.

– Martin Zingg, NZZ

Das weibliche Ich geht zwar hart mit sich ins Gericht. Doch die innere Spannung, Hasenherz versus Rebellin, bleibt. Sie zeigt sich in Karolines Hang zum Symbiotischen in der Liebe einerseits und ihrem kompromisslosen (Gender-)Gerechtigkeitssinn andererseits. 

– Anna Wegelin, WOZ

Ein Buch für LeserInnen auf der Suche nach einem aussergewöhnlichen Leseerlebnis.

– Tanja Kummer, DRS3

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